Zeugnis

Eheanbahnung und Mitgift

Bei der Suche nach einer geeigneten Braut für Franz wendete sich 1536 der Kanzler des braunschweig-lüneburgischen Hofs in Celle an den benachbarten Herzog Magnus I. von Sachsen-Lauenburg, da dies politisch vorteilhaft erschien. Dieser stellte seine Töchter Clara und ihre jüngere Schwester Ursula zur Wahl. Nach der Wahl von Clara wurde in den Heiratsverhandlungen die Mitgift auf die beträchtliche Summe von 9.000 Gulden festgelegt.

Kräuter im Bier

In Gifhorn übernimmt Clara das Bierbrauen, das sie in ihrer Zeit im Stift gelernt hat. Sie versteht ein Kräuterbier herzustellen, das auch medizinische Wirkung hat.

Im neuen Kräuterbeet wachsen Kräuter, die damals von Clara verwendet wurden. Hildegard von Bingen (1098 - 1179) hat sie beschrieben:

  • Wermuth: „Es bezwingt den Schmerz in den Nieren … macht den Magen warm, reinigt die Eingeweide und bereitet eine gute Verdauung.“
  • Alant: „Die Wärme des Alant … gibt der Lunge, die auf Grund unrechter Kälte erkrankt ist, die richtige Wärme zurück.“
  • Liebstöckel: „Kocht man es zusammen mit anderen Zuspeisen, schädigt es den, der es ißt, nicht sehr.“
  • Hirschzungenfarn: „… ist warm und feucht und gut für Leber, Lunge und für Schmerzen in den Eingeweiden … beseitigt innere Fäulnis und slim (Schleim) …“

Naturdenkmal in Gifhorn

Die Bäume im Schlossgelände sind heute als Naturdenkmal geschützt. Der Graben aus wehrhafter Zeit ist von Erlen und Eschen gesäumt. Ein Eichen-Hainbuchenwald mit Linden und Ulmen in der Flussniederung von Ise und Aller mutet urwaldartig an. Alte Eichen erreichen einen Stammdurchmesser von 1,60 Meter.

„VON GOTS GNADEN KLARA GEBORENE ZU (…) BRAUNSCHW: UND LUNEB: WIDT GEBAWET ANNO MDLI“

Inschrift auf dem Schwellbalken zum Hof

Auszug aus der Münzordnung von 1555

„Von Gotts gnaden Wir Clara geborne zu Sachsen, Herzogin zu Braunschweig und Luneburg, Witwe … Das Mariengroschen bleiben Mariengroschen, und sein nicht geringert, sondern erhohert worden, Dan hievor hat ein Daler, sechs und dreißig mariengroschen gegolten, Ißt aber hinfurder soll ehr nicht mehr dan zwey und dreissig Mariengroschen...“

Grabplatten der Superintendenten

Fallersleben war bis 1965 Sitz der Superintendentur. An der Kirchenmauer stehen Grabplatten verstorbener Superintendenten. Zu Claras Zeiten unterlag auch das Schulwesen der kirchlichen Aufsicht. Religiöse Erziehung stand im Mittelpunkt.

Gedenkstein mit Inschrift

„Stellfelde 300 m nördlich lag die alte Wallburg. Errichtet von Bernward von Hildesheim um 1000. Aus einem karolingischen Forsthof entwickelte sich die spätere königliche Hannoversche Oberförsterei im Amte Fallersleben. Abgebrochen 1962.“.

Naturdenkmal „13 Eichen“

Im Naturdenkmal „13 Eichen“ bei Stellfelde stehen mächtige alte Zeugen aus einer Zeit zusammen, als noch Schweine zur Eichelmast in den Barnbruch getrieben wurden.

Die Hildesheimer Stiftsfehde (1519 – 1523)

Die Fehde begann als Konflikt zwischen dem Bischof von Hildesheim und den Stiftsadeligen wegen einer Geldgeschichte. Aus ihr entwickelte sich ein vierjähriger Krieg mit vielen Gefechten und einer blutigen Schlacht, in die mehrere niedersächsische Territorialfürsten verwickelt waren. Im Rahmen der militärischen Auseinandersetzungen wurde Gifhorn größtenteils zerstört und das mittelalterliche Schloss in Fallersleben niedergebrannt. Durch den Eingriff Kaiser Karls V. kam es zu Friedensverhandlungen. Als Folge davon verlor der Bischof von Hildesheim Teile seines Gebietes an die welfischen Herzöge.


Politik für die Reformation

Die Protestation zu Speyer 1529 gilt als bedeutende Wegmarke des Protestantismus. Claras Gatte, Herzog Franz, gehörte zu den Unterzeichnern gegen die Verhängung der Reichsacht über Luther sowie der Ächtung seiner Schriften und Lehre durch den katholischen Kaiser Karl V.

Weinanbau in Gifhorn

Bedingt durch die mittelalterliche Warmzeit kann Wein auch an der Aller angebaut werden. Er wird vornehmlich von wohlhabenden Bürgern getrunken und dient auch zu medizinischen Zwecken. Da der Wein häufig sehr sauer ist, wird er mit Kräutern und Honig versetzt. Als mit der Reformation den Abendmahlgästen Brot und Wein gereicht wird, ist dieser ausreichend vorhanden.

Die Flurbezeichnung „Weinberg“ und der Straßenname „Am Weinberg“ gelten als Nachweis, dass in Gifhorn bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts Wein angebaut wurde.

Da Weinanbau in Gifhorn in späteren Zeiten kaum vorstellbar war, wurden Sagen für den Ursprung des „Weinberges“ erfunden:

  1. Als während der Hildesheimer Stiftsfehde Gifhorn bedroht war, zog die weibliche Bevölkerung weinend auf den Berg.
  2. Die Fuhrleute mussten weinen, wenn die Pferde den Berg kaum bewältigen konnten.

Einrichtung und Raumverteilung des Fallersleber Schlosses

Einen lebendigen Eindruck von der Einrichtung und Raumverteilung des Schlosses gibt ein nach ihrem Tod angefertigtes Inventar von 1576 (Auszug):
„Hofe-Stube, Ritter-Stube, Gemach der Herzogin, Schlafgemach der Herzogin, Brawhauße, Amtschreibers Kamer (…).“ Neben einigen Luxusgegenständen wie Venezianisches Glas war die Ausstattung der Räume sehr schlicht.

Frauenzimmerwagen

Es gab damals spezielle Frauenzimmerwagen mit kobelförmigen Aufbauten, ähnlich einem heutigen Planwagen. Damit war das Reisen eine Tortur. Erst mit der Entwicklung der Federung wurde es angenehmer. Dazu wurden die geschlossenen Wagenkästen an Lederriemen aufgehängt.