Spurensuche in Fallersleben

Der AllerHoheit-Radweg ist Bindeglied zwischen den Orten und der Landschaft, in und mit denen Clara lebte. Ihr Leben als Mutter, Landesherrin, Verwalterin und als Protestantin bildet den Hintergrund für eine Auseinandersetzung mit der im Wandel begriffenen Gesellschaft und der Rolle der Frau im 16. Jahrhundert. Mittelpunkt ist ihr familiäres, wirtschaftliches, soziales und religiöses Wirken, dessen Spuren in Altstadt und Schloss zu entdecken sind. Der wundervolle Schlosspark mit alten Bäumen, Teich und Brauhaus lädt zum Flanieren ein.
Als Franz starb, musste Clara ihren Witwensitz im Schloss Fallersleben beziehen. Viel gibt es über ihr Leben hier zu berichten.
Wie es für eine Witwe aus dem Adel üblich war, nahm sie in Fallersleben vielfältige Aufgaben wahr. Aus den Einnahmen, die sie erwirtschaftete, musste sie ihren kleinen Hofstaat, ihren Lebensunterhalt und den ihrer Töchter bestreiten.
Fallersleben war während Claras Witwenzeit mit Wall und Graben sowie vier Toren gesichert – Westtor, Gröpertor im Osten, Hoftor zur Schlossseite im Süden und Neues Tor im Norden.

Treffpunkte mit Clara:

  • Schlossanlage von Fallersleben mit Park
  • Fußgängerzone von Fallersleben mit historischen Gebäuden
  • Fallersleber Brauhaus mit „Claras Kräuterbier“

Fallersleben – Claras Witwensitz

Erstmals genannt wurde Fallersleben in der Zeit von König Otto I. im Jahre 942. Nachdem Herzogin Clara Gifhorn 1550 verlassen hatte, residierte sie dort 26 Jahre. Zu Fallersleben zählten damals 18 Dörfer und einige Höfe. Clara verhalf dem Ort, der günstig an einem Fernhandelsweg lag, zu wirtschaftlichem Aufschwung. In jenen unsicheren und unruhigen Jahren wollte sie mit einer Münzordnung ihre Untertanen gegen eine Geldentwertung schützen. Im Jahre 1573 erließ sie zudem eine Marktordnung, nach der dreimal im Jahr Markttage stattfanden. Sie sorgte für den Marktfrieden und sicherte Zollfreiheit für Waren zu. Fallersleben hatte keine Stadtrechte, rückte aber so zum Marktflecken auf. Handwerker und Kaufleute konnten sich vermehrt niederlassen.

Schloss Fallersleben – im Stil der Renaissance

Als Clara 1550 Schloss Fallersleben erhielt, war es noch nicht fertiggestellt. Wie Schloss Gifhorn war es während der Hildesheimer Stiftsfehde (1519 – 1523) zerstört worden. Mit erstaunlicher Tatkraft setzte die Witwe den Schlossbau fort, der von Herzog Franz begonnen worden war. Sie schuf ein dreiflügeliges Renaissanceschloss aus kräftigem Eichenfachwerk. Die in U-Form angeordneten Gebäude umschlossen einen Hof. Zum Schutz der Bewohner gab es einen 11,5 Meter breiten und fünf Meter tiefen Wassergraben, Wälle und eine Stadtmauer. Über den Wassergraben führten zwei Brücken in die Anlage. Von den Schlossflügeln ist nur noch der Westflügel mit dem Treppenturm erhalten. Eine Brücke und ein Grabenabschnitt sind rekonstruiert.

Michaeliskirche – Claras Hofkirche

Herzogin Clara war eine tiefgläubige Christin und überzeugte Protestantin. Ein Jahr nach der Übernahme von Schloss Fallersleben ließ sie die Michaeliskirche ausbauen. Sie stiftete ein Taufbecken und ließ ihr Wappen oberhalb des Altars anbringen. Geweiht wurde die Kirche dem Erzengel Michael sowie den Heiligen Cosmas, Damian, Alexander, Eventius und Theodolus. Ihre Hofprediger nutzten die Kirche, die dadurch den Status einer Hofkirche erhielt. Während ihres Aufenthalts wurde 1570 zudem eine Superintendentur eingerichtet. Pfarrhaus, Küsterei, Scheune und Pfarrwitwenhaus wurden gebaut sowie eine Mauer um den Kirchhof gezogen. Die Hofkirche wurde 1803 abgerissen. Im Jahre 1805 wurde der Neubau eingeweiht.

Schlossanlage – vom Garten zum Park

Zur Schlossanlage zählten u. a. Amtsstubengebäude, Gefangenenhaus, Scheunen, Schweinehaus, Hühnerhaus und Viehhaus sowie Brauhaus und Brennerei. Der heutige Teich gehörte damals zur Brennerei. Ein großer Teil des Parks war Garten des Drosten (Verwalter) und Amtsmanns.
Das alte Brauhaus stand nicht an seinem heutigen Standort, sondern an der Westecke des südlichen Wassergrabens. Im Jahre 1765 wurde es durch einen Neubau am heutigen Standort ersetzt und in den 1980er Jahren umfassend restauriert.

Torschreiberhaus – Claras Steuereintreiber

Torschreiber waren Steuerbeamte, die direkt am Stadttor Verbrauchssteuern bzw. Zölle auf Grundnahrungsmittel, Genussmittel, Vieh und sonstige Verbrauchsgüter erhoben. Herzogin Clara war auf diese Einnahmen für ihre Hofhaltung angewiesen. Von säumigen Steuerzahlern konnte sie Bußgeld erheben und Pfändungen vornehmen, da sie die Gerichtsbarkeit in Fallersleben innehatte. Der Torschreiber wohnte im Westen des Ortes am „Westertor“, wo schon im Mittelalter ein Torschreiberhaus stand. Das heute vorhandene Fachwerkhaus ist von 2011 bis 2013 saniert worden und wird privat genutzt.

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