Spurensuche im Barnbruch

Zwischen Gifhorn und Fallersleben führt der AllerHoheit-Radweg in die Wald- und Sumpflandschaft des Barnbruchs im Aller-Urstromtal. Auf dem gut ausgebauten Weg kann man sich heute nur schwer ein Bild von den Beschwernissen einer Reise zu Claras Zeiten machen. Einer Zeit, in der die Waldlandschaft häufig überflutet war und keine Gräben die Sümpfe trocken legten. Noch heute ist die Niederung fast unbewohnt, der Natur überlassen bzw. wird nur zaghaft genutzt. Hier und da erzählen mächtige Eichen von der Schweinemast vergangener Zeiten. Sumpfige Wiesen entlang des Erlebnispfades am Ilkerbruch lassen erahnen, wie raffiniert Claras Tausch von Pomeranzen gegen fette Weiden war. Bei Osloß schwingt die Aller natürlich durch das Tal, darf bei Hochwasser über die Ufer treten. Streuobstwiesen und Kopfweiden erinnern uns an alte Zeiten, als Natur und landwirtschaftliche Nutzung noch enger miteinander verflochten waren.
Heute ist diese einzigartige Landschaft ein europäisches Schutzgebiet.

Treffpunkte mit Clara

  • Allerauen-Erlebnispfad bei Osloß
  • Königsallee im Barnbruch
  • Naturerlebnispfad und Aussichtspunkte am Ilkerbruch
  • uralte Eichen bei Stellfelde

Aller-Urstromtal – ein Werk der Gletscher

Wer den AllerHoheit-Radweg radelt, muss aufgrund der geringen Höhendifferenz keinen Kraftakt vollbringen. Die vorletzte Eiszeit vor rund 200.000 Jahren hat hier ihre Spuren hinterlassen. Als es wärmer wurde und die mächtigen Gletscher schmolzen, haben die gewaltigen Wassermassen ein 20 Kilometer breites ebenes Tal mit vielen Strömungsrinnen geformt – das Aller-Urstromtal. Die Aller hat sich mit ihrer Aue nur wenig in diese Niederung eingesenkt. Als in der letzten Eiszeit, die vor ca. 10.000 Jahren zu Ende ging, entlang ihrer Aue ein breiter natürlicher Damm von Binnendünen angeweht wurde, bildeten sich dahinter lagunenartig Moore und Sümpfe. Im Laufe der Wiedererwärmung kehrten die Bäume aus ihren südlichen Rückzugsgebieten zurück und bildeten eine waldreiche sumpfige Urlandschaft.

Das Aller-Urstromtal ist Teil einer eiszeitlichen Serie

  • einer leicht welligen Grundmoränenlandschaft, die sich unter dem Eis befand,
  • einer hügeligen Endmoränenkette, die den Rand des Gletschers markiert,
  • einer durch Schmelzwasser aufgeschütteten Sanderfläche und
  • dem Urstromtal, in dem sich das abfließende Wasser sammelte.

Barnbruch – Schweine im wilden Wald

Der Barnbruch war bis ins 19. Jahrhundert ein riesiger Sumpfwald. Hoch stehendes Grundwasser und die periodischen Überschwemmungen förderten das Wachstum von Erlenbruchwäldern. Auf Sanddünen eiszeitlicher Herkunft wuchsen Eichen und Kiefern. In den unzugänglichen wilden Wäldern lebten vermutlich Elche, Bären und Wölfe. Für eine menschliche Besiedlung und intensive Nutzung waren sie zu nass, für Viehhaltung und Brennholzgewinnung jedoch schon frühzeitig unverzichtbar. Zur Eichelmast trieben die Fallersleber täglich hunderte Schweine in den Barnbruch. Hinzu kam die Waldweide mit Kühen und Pferden. Der Barnbruch erschien daher zu Claras Zeiten stellenweise parkähnlich mit weit auseinanderstehenden breitkronigen Eichen, die die begehrten Eicheln lieferten.

Barnbruch – Leben zwischen Wasser und Land

Dort wo zu Claras Zeiten sumpfige Wälder den Barnbruch beherrschten, ist heute ein international bedeutsames Schutzgebiet entstanden. Doch in der Zwischenzeit ist einiges passiert. Nachdem sich im Jahr 1830 Bauern bei ihrem König über miese Heuernten und dauerndes Hochwasser beschwert hatten, begann 1860 die Regulierung von Aller und Ohre mit Bau des Allerkanals. Aus der wilden Sumpflandschaft wurde nach Entwässerung ein genutztes Feuchtgebiet mit einem Mosaik aus Eichen-, Birken- und Kiefernwäldern, Bruch- und Auwäldern sowie Seggenriedern und Feuchtwiesen. Wasser bestimmt noch heute Art und Intensität der Nutzung im Barnbruch, er leidet aber auch unter Trockenheit. Schwarzspecht, Grünspecht und Mittelspecht hämmern hier. Der Rotmilan kreist über den Baumwipfeln.

Ilkerbruch – Paradies für Weißstörche

Das Naturschutzgebiet Ilkerbruch ist ein Paradies für den Weißstorch und auch der Seeadler ist hier anzutreffen. Bedeutsam sind die weiten von Röhricht umstandenen Flachwasser und die umgebenden Feuchtwiesen. Seltene Brut- und Rastvögel werden hier beobachtet, z. B. Beutelmeise, Schwarzhals- und Rothalstaucher, Spießente und Löffelente. Heckrinder und Konikponys halten als tierische Landschaftspfleger den Grasteppich niedrig und verschaffen so bedrohten Wiesenbrütern wie der Bekassine Lebensraum.
Vor etwa 450 Jahren weidete das Rindvieh von Herzogin Clara auf diesen mageren, nassen Weiden. Da sie kein Fett ansetzten, versuchte sie für das
„kümmerliche Hornvieh“ fette Wiesen zu ergattern.

Allertal – Leben am Puls des Flusses

Zwischen Gifhorn und Wolfsburg fließt die Aller noch im natürlichen Bett und ist mit ihrer Aue als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Aufgrund des geringen Gefälles zeichnet sie hier weite von Hochstauden und Röhrichten gesäumte Mäander. Fischotter finden hier ideale Bedingungen. In Steilufern brütet der schillernde Eisvogel, der sich von überragenden Ästen blitzschnell ins Wasser stürzt und kleine Fische erbeutet. Tagsüber jagen Schwalben und Libellen, nachts Fledermäuse über die Wasseroberfläche.
In der landwirtschaftlich genutzten Aue folgen dem Flusssaum feuchte Wiesen. Einzelne weit ausladende Eichen sowie Weiden-, Erlen- und Eschengehölze sind Reste der ehemaligen Auwälder. Viele der heute vorhandenen Sträucher und Kräuter wuchsen sicherlich auch zu Claras Zeiten und waren ihr als Heilkundige bekannt.

Forsthof Stellfelde – Wachturm im Barnbruch

Im frühen Mittelalter war Stellfelde Teil einer Befestigungskette gegen die „räuberischen Wenden“. Der Wachturm stand im Barnbruch auf einer Düne und war noch bis zum 30-jährigen Krieg in Funktion. Von Stellfelde wurden zu Claras Zeiten die forstlichen Königsgüter verwaltet. Ausschließliches Jagdrecht hatte dort der König. Sein Forstmeister war auch Richter, auf dessen Großzügigkeit die Bürger bei der Nutzung des Waldes angewiesen waren. Der Forsthof war zudem für die Sicherheit der Fallersleber wichtig. Näherten sich Feinde, gab der Förster vom Turm aus Feuerzeichen. Die sumpfigen Wälder waren dann Zufluchtsort für die Bewohner der Umgebung. Heute zeugen über 400 Jahre alte mächtige Eichen von Zeiten, als noch Schweine zur Mast in die Wälder getrieben wurden.

Oslosser Kirchsteig

Der Ort Osloß befi ndet sich nördlich des Barnbruchs im Landkreis Gifhorn. Bis 1962 gehörte die Kirchengemeinde zum Kirchspiel Fallersleben. Der Weg der Kirchgänger durch das Barnbruch nach Fallersleben, der hier vorbeiführte, ist als „Oslosser Kirchsteig“ bekannt.
Heute gibt es einen Erlebnisweg durch die Alleraue im Naturschutzgebiet Allertal zwischen Gifhorn und Wolfsburg. Das große Feuchtgebiet beherbergt eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt. Erhalten werden auch Streuobstwiesen, die für die Versorgung mit heimischem Obst geschätzt werden.

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